Identifikationen / Glaubenssätze
“Jeder ist ein Genie, doch wenn man einen Fisch nach seiner Fähigkeit beurteilt, auf einen Baum zu klettern, wird er sein ganzes Leben lang glauben, dass er nutzlos sei.”
Albert Einstein
Schon teilweise vor Geburt werden uns Rollen zugedacht („Stammhalter, der die Firma übernimmt“…), bei Geburt gefolgt von Aussagen wie „ganz der Papa“, „Nase wie Tante Erna“…) und oft sogar mit vordergründig wohlgemeinten Erbschaften wie Namensgebungen von Vorfahren. Dies zieht sich dann durchs Leben „Tochter von…“, „Bruder von…“, „Schüler der XY-Schule“, „Mitglied im Sportverein“, irgendwann gefolgt von „Schreinerlehrling“, „Jurastudentin“, irgendwann vielleicht „Mutter von…“, „Chefin von…“ und außerdem natürlich noch „Steuerzahler“, „Verkehrsteilnehmer“, „Krankenkassenmitglied“ usw. Dies alles zunehmend auch noch entmenschlichend weitergeführt durch Zuteilung jeweils entsprechender Mitglieds-/ Kundennummern mit entsprechenden Passworten zum Einloggen – und wehe wir vergessen diese.
Dies wird oft besonders deutlich in Kennenlernrunden (heutzutage oft sogar „digitale Begegnungen“ in Zoom Sitzungen) in denen wir dann all unsere Zugehörigkeiten und Identifikationen aufzählen und irgendwann meinen, dass wir all das SIND.
Identifizieren : lat. idem „der -, dasselbe" und lat. facere (in Zus. -ficere) „machen"
Zudem lernen wir von Geburt an, dass wir von den Menschen, von denen wir als Kind hundertprozentig existenziell abhängig sind (und die wir brauchen um unsere Bedürfnisse erfüllt zu bekommen) deren Bedingungen erfüllen müssen: „wenn-dann“. Was dazu führen kann, dass wir als Erwachsene gar nicht mehr wahrnehmen können, was unser eigener Impuls ist. Und wie wir uns um unsere Bedürfnisse selbst kümmern ohne immer noch darauf zu warten, dass andere das erfüllen, was wir in der abhängigen Position als kleines Kind zu wenig hatten. Oder als Erwachsene erwarten, dass andere vermeiden uns damit zu konfrontieren, was wir zu viel hatten. Dies behalten dann häufig als das die eigene Eltern bedingungslos liebende Kind bei: deren Wahrheit weiter zu übernehmen auch im Erwachsenenalter in Form von „Glaubenssätzen“, „Annahmen“, „Bewertungen“ (/“Abwertungen“) wie „du bist so…, „du wirst nie…“, „du wirst immer…“.
Und so agieren wir oft jahrelang eingegrenzt in gewohnten trainierten Verhaltensmustern ohne „Selbst-bewusst-sein“ aus der einen sich immer wiederholenden Perspektive. Bis uns das Leben irgendwann einen schicksalhaften Moment schenkt indem wir uns fragen wer wir eigentlich wirklich sind. Und stellen uns dann dieser Frage, wenn wir uns in einer Sackgasse wiederfinden (im familiären, beruflichen oder gesundheitlichen Kontext zum Beispiel). Oder wir stehen vor einer Entscheidung und sind blockiert diese zu treffen.
Manchmal versuchen wir dann, wenn wir beginnen den Wunsch nach Veränderung zu spüren oder merken, dass wir keine Lösung für ein Thema finden lange Zeit durch „hirnen“ weiterzukommen. Auf diese Weise drehen sich dann meist irgendwann die Gedankenkarusselle im Kreis. Bis uns schwindlig wird.