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Zeit / Präsenz / Gegenwart / Gegenwärtigkeit

“Zeit ist relativ.”
Albert Einstein

 „Ich habe keine Zeit…“  - was heißt das?

Der Begriff „Gegenwart“ wurde schon im Mittelhochdeutschen verwendet im Sinne von „Anwesenheit“: etwas, das mir räumlich oder zeitlich „gegenüber“ ist. Also zum Beispiel, der Schrank oder der Mensch oder das Ereignis, das ich JETZT gerade mir gegenüber sehe. Doch auch die Vergangenheit kann gegenwärtig sein: wenn ich in einer Burg bin und mir der Touristenführer lebhaft schildert, was hier stattgefunden hat, so wird das Vergangene teilweise körperlich spürbar durch Gänsehaut etc. Die Voraussetzung ist aber in beiden Situationen die gleiche: ich als Subjekt brauche eine innere Anwesenheit, ein Bewusstsein, eine Präsenz um „wahr-nehmen“ zu können. 

Im Judentum, Islam und im kirchlich organisierten Christentum wird das „himmlische Leben“ in eine andere Zeit, an einen anderen Ort projeziert. Im Hinduismus, Buddhismus und im ursprünglichen Christentum ist vom „ewigen Augenblick“, einem uneingeschränkten Bewusstsein die Rede. 

Wenn wir also nicht auf den Himmel später irgendwo hoffen und warten wollen, wie kommen wir dann zu einem uneingeschränkten Bewusstsein?

Manchmal lassen wir es einfach geschehen und haben sogennante „Durchbruchsmomente“ in die Wirklichkeit und sind voll und ganz in der Gegenwart: beispielsweise beim Sport, Bergsteigen, beim Musik hören / selbst spielen oder bei der Hingabe in der Liebe. In der Fachliteratur wird das als „Peakexperiences“ oder „Seinsfühlungen“ bezeichnet. Dann erweitert sich unser Wirklichkeitsbegriff und wir sind eins mit dem was wir gerade erleben und uns selbst, sind ein Teil eines Ganzen. Da ist nichts dazwischen, völlig verschmolzen mit einer Wirklichkeit, die unsere Alltagswirklichkeit übersteigt – alles andere tritt in den Hintergrund und ist nicht wahrnehmbar- kein Einkaufszettel, kein Plan von etwas, kein Kollege über den wir uns geärgert haben und auch keine Verabredung auf die wir uns vorfreuen. Es gibt kein „vorher“, „nachher“, „dann“, „später“ usw. 

Gegenwart ist also frei von der Zeit wie wir sonst „Zeit“ verstehen. 

Die Zeit, in der es keine Zeit mehr gibt ist die einzige Zeit, die es gibt – die direkte Wirklichkeit. 

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